Metamorphose

Bautafel

 

Objekt: Neubau Wohnhochhaus Henninger Turm, Frankfurt am Main

Bauherr/Eigentümer: Actris Henninger Turm GmbH & Co. KG, Mannheim

Generalunternehmer (Rohbau): Ed. Züblin AG, Stuttgart

Architekten: Meixner Schlüter Wendt Architekten, Frankfurt am Main

Fassadenplanung/Fassadenbau: ifft Institut für Fassadentechnik Frankfurt GmbH Karlotto Schott, Frankfurt am Main; WICONA, Hydro Building Systems Germany GmbH, Ulm; App Fassaden aus Metall + Glas, Leutkirch

Metallbau Fassade: Rupert App GmbH u. Co., Leutkirch

Glas: Saint-Gobain Building Glass Europe, Aachen

Glasprodukte: CLIMATOP CONTOUR SOLAR; SGG CONTOUR Stadip Securit 66.4; SGG CONTOUR Stadip Securit Extraclear; SGG CONTOUR Stadip Securit 88.4; Schallschutzverglasung CLIMATOP XN WS 44/47

Glasverarbeitung: Saint-Gobain GLASSOLUTIONS Objekt-Center Döring, Standort Berlin; Saint-Gobain GLASSOLUTIONS Objekt-Center, Standort Radeburg; Saint-Gobain GLASSOLUTIONS Isolierglas-Center, Standort Bamberg

 

Der Henninger Turm, als Industriebau einst Wahrzeichen von Frankfurt am Main, erlebte jetzt mit seiner Überbauung zum top-modernen Wohnturm eine bemerkenswerte Metamorphose. WICONA mit Fassaden- und Fenstersystemen sowie Saint-Gobain GLASSOLUTIONS mit rund 90 stark variierenden Fenstertypen trugen entscheidend dazu bei, das prägende Bild des Turmbaues im Gedächtnis der Stadt wiederaufleben zu lassen.

 

Mehr als 50 Jahre lang bildete der Henninger Turm eines der Wahrzeichen der Stadt Frankfurt am Main. Er war mit seinen knapp 120 Metern lange Zeit das höchste Gebäude der Stadt – ein Industriebau mit drehendem Restaurant im sogenannten „Fässchen“ – und für mindestens zwei Generationen beliebtes Ausflugsziel der Bevölkerung im Rhein-Main-Gebiet, die sich mit diesem Bauwerk eng verbunden fühlte.

Einst errichtet als Getreidesilo für die Henninger-Bräu AG, wurden Brauereigelände und Turm ab 2002 jedoch nicht mehr genutzt. Nach einigen Besitzerwechseln erwarb schließlich die Actris Henninger Turm GmbH & Co. KG aus Mannheim das Areal mit dem Ziel, hier hochwertigen Wohnraum zu schaffen. 2013 wurde das Frankfurter Wahrzeichen abgerissen. An seiner Stelle entstand der neue Henninger Turm mit 150 Wohnungen.

Mit seiner Höhe von nunmehr 140 Metern zählt er heute zu den höchsten Wohnbauten Deutschlands. In seinem Sockel wurde ein Nahversorgungszentrum mit Läden, Apotheke sowie Fitnesseinrichtungen untergebracht. Den oberen Abschluss des Turmes bildet ein neu gestaltetes „Bierfass“ mit Restaurant und Aussichtsplattform. Mit diesen architektonischen Elementen kommt das Ende 2017 fertiggestellte Hochhaus seinem Vorgänger recht nahe.

Sein Erscheinungsbild erinnert sofort an den markanten, innovativen Industriebau der 1960er-Jahre und ist doch vollkommen neu: Meixner Schlüter Wendt Architekten schufen einen kubischen Turm mit zylinderförmigem, aus der Achse verschobenem auskragendem Kopf („Fass“), der sich aus der sechsgeschossigen Sockelbebauung erhebt. Der Turm beherbergt jetzt rund 210 Luxuswohnungen. Ein Restaurant, eine große Aussichtsplattform und vier Lofts von jeweils etwa 350 Quadratmetern Fläche haben ihren Platz im aufgesetzten „Fass“ des markanten Komplexes gefunden.

Die Silhouette habe man mit „in sich differenzierten Wohnlandschaften“ aufgefüllt, so die Architekten im Interview 2014: „Gerade bei diesem Solitär mit der Stadtlandschaft zu Füßen war es uns wichtig, komplexe Loggien und Terrassenbereiche zu schaffen, die die sinnliche Erfahrung dieses exponierten Wohnens wirklich erfahrbar machen.“

Höchste Anforderungen

Ein Objekt wie der Henninger Turm stellt nicht nur für die Architekten eine Herausforderung dar. Auch die Lieferanten und Verarbeiter müssen über umfassendes Know-how verfügen, da auch bei diesem Objekt nahezu alle Fenster, Fenstertüren, Loggias und die Elementfassade am „Fass“ eigens entwickelte Sonderlösungen von WICONA darstellen.

Glas-Aluminium-Elemente der Marke WICONA bilden die wesentlichen Bestandteile der Hülle am neuen Henninger Turm. Dazu produzierte Fassadenbauer App (Leutkirch) unter Verwendung einer Sonderkonstruktion die polygonale Elementfassade mit motorisch gesteuerten Parallel-Ausstellflügeln inklusive gebogenem Glas im „Fass“ an der Turmspitze. Basis dieser Sonderlösung ist das System WICTEC EL 60 mit komplett vorgefertigten Fassadenelementen. Der Wohnturm erscheint in Ebenen über zwei Etagen geschichtet. Loggien, Terrassen und bodentiefe Verglasungen ermöglichen es den Bewohnern, ihren Logenplatz mit dem Himmel über sich und der Stadt zu Füßen zu genießen.

Das System WICTEC EL 60 ist die filigrane Version einer Elementfassade mit schlanken Ansichtsbreiten von nur 60 Millimetern innen und außen. Die elegante Optik mit „Bilderrahmeneffekt“ wird durch die von außen aufgesetzten Glasleisten mit Gehrung erzielt.

Dank hoch wärmegedämmter Aluminium-Verbundprofile erreicht das System einen hervorragenden Ucw-Wert bis 0,9 W/m²K und erfüllt damit die für den Henniger Turm geforderten ≤ 1,0 W/m²K. Die Vorfertigung der Fassadenelemente in den Werkstätten des Metallbauers ohne Witterungseinflüsse ermöglichte höchste Qualität. Sie ließen sich schnell und präzise vor Ort an der Fassade einhängen. Bauvorhaben in Metropolregionen wie Frankfurt sind von räumlicher Enge und penibler zeitlicher Taktung der Logistik im Umfeld geprägt. Alle Beteiligten profitieren hier von Planungs- und Ausführungssicherheit sowie zeitlicher und wirtschaftlicher Effizienz des WICONA-Fassadensystems.

Sicherheit hat höchste Priorität

Ein Gebäude wie der Henninger Turm mit seiner durch Loggien und Terrassen stark gegliederten Struktur stellt hohe Anforderungen an alle sicherheitsrelevanten Parameter und führt zu einigen technischen Besonderheiten, um das Wohnen auch bei Wind und Wetter sicher und komfortabel zu ermöglichen.

Für das Fenster-Fassadensystem bedeutet dies den Nachweis höchster Leistungsfähigkeit hinsichtlich Luftdichtheit, Schlagregendichtheit und Verhalten unter Windlast. Aufmerksamkeit forderten zudem bauphysikalische Aspekte wie der sommerliche und winterliche Wärmeschutz. Nicht zuletzt galt es, erhöhten Schallschutz sowohl zwischen den einzelnen Wohneinheiten als auch zu allen öffentlichen Bereichen herzustellen. Schließlich waren für Absturzsicherungen, aber auch für den Klemmschutz der motorisch gesteuerten Öffnungsflügel Lösungen zu finden.

Die Fenstertüren zwischen Wohnraum, Loggien und Terrassen bzw. Balkonen funktionieren als Schleuse. Eine Tür lässt sich nur öffnen, wenn die andere geschlossen ist. Fenstertüren zu den Terrassen bzw. Balkonen öffnen sich nach außen. Trotz filigraner Schwellenprofile galt es, hohe Schlagregendichtigkeit herzustellen.

Im Wohnturm gibt es zweiteilige motorbetriebene Lochfenster mit Parallel-Ausstellflügel (PAF) – eine an das System WICLINE 90SG angelehnte Sonderkonstruktion mit seitlichem Festfeld. Hier sehen die Sicherheitsanforderungen einen Klemmschutz von außen durch integrierte Schaltleiste sowie von innen durch Präsenzmelder vor.

Parallel-Ausstellflügel beim WICLINE 90SG System bilden in Ganzglasoptik eine elegante Ergänzung zum Fassadensystem. Sie sind flächenbündig integriert. Im Sinne eines optimalen Wärmeschutzes lassen sich die PAF mit doppelter oder dreifacher Verglasung herstellen. Wärmeschutz- und Isolierverglasung sowie innen liegender Sonnenschutz, steuerbar über Screens, sind Teil des Gesamtkonzeptes für sommerlichen Wärmeschutz im Wohnturm.

Das Klimamanagement im Henninger Turm arbeitet mit Geothermie und einer hocheffizienten Wärmerückgewinnung über die Lüftungsanlage. Sie stellt konstante Temperaturen bei hygienischem und zugluftminimiertem Luftwechsel her. Jeder Raum ist mit einer regelbaren Flächenheizung über eine Kühl- und Heizdecke versehen. Unabhängig davon besteht die Möglichkeit, individuell über die Fensterelemente zu lüften, wann immer es die Witterungsbedingungen angenehm erscheinen lassen.

Fassadenbereiche, die Wintergärten von Wohnräumen trennen, bestehen aus Elementen des Fenstersystems WICLINE 75 evo mit Türen des Systems WICSTYLE 75 evo, beides Spitzenprodukte von WICONA hinsichtlich ihrer Wärmedämmeigenschaften und bauphysikalischen Merkmale. Der Sockelbau erhielt Fassadenelemente des Systems WICTEC 60.

90 Fenstertypen für einen Turm

Rund 90 Fenstertypen, die in Verglasung und Format stark variieren, prägen die Architektur der neuen Großüberbauung „Henninger Turm“ in Frankfurt-Sachsenhausen. Sie verleihen den Bauten einen unverwechselbaren Charakter – und stellten Saint-Gobain GLASSOLUTIONS vor große Herausforderungen.

Die Architekten haben keine Einheitsfassaden, sondern eine sehr heterogene Gebäudehülle gestaltet. So spiegelt beispielsweise die höchst vielseitige „Pixelfassade“ des Turmes die ebenso große Vielfalt der dahinterliegenden Wohnungen wider.

Bei der praktischen Umsetzung des Entwurfes galt es, den enormen Anforderungen an Glasproduktion und Herstellung der insgesamt 5130 einzelnen Elemente sowie an deren Montage gerecht zu werden. Die Umsetzung gelang schließlich dank der erfolgreichen Zusammenarbeit von drei Standorten der Unternehmensgruppe Saint-Gobain GLASSOLUTIONS mit dem Fassadenkonstrukteur Rupert App aus Leutkirch.

Turm und Fass

Die planen Scheiben für den Turm wurden im Objekt-Center von Saint-Gobain GLASSOLUTIONS am Standort Radeburg gefertigt. Sie weisen zahlreiche verschiedene Formate und Glastypen auf und müssen alle gleichermaßen hohe Anforderungen an Absturzsicherung, Sonnen-, Wärme- und Schallschutz erfüllen.

Um die Glasqualität der gebogenen Fenster für das Fass zu definieren, begutachteten Architekten, Bauherrschaft, Fassadenplaner und Metallunternehmer gemeinsam 1:1-Referenzmuster beim Verarbeiter – dem Objekt-Center von Saint-Gobain GLASSOLUTIONS am Standort Döring Berlin. Dabei legten die Verantwortlichen höchsten Wert auf eine brillante Optik und verzerrungsfreie Durchsicht der Isoliergläser.

Man einigte sich auf eine Spezifikation aus Dreifach-Isolierglas mit Mehrscheiben-VSG-Float-Kombinationen. Zum Einsatz kamen zylindrisch gebogene Gläser vom Typ CLIMATOP CONTOUR SOLAR. Sie wurden beim Fassadenkonstrukteur vormontiert, teilweise im Structural-Glazing-Verfahren verklebt und dann als Fertigelemente auf der Baustelle per Kran eingehängt, von Hand ausgerichtet und montiert.

Die Stadtvillen

Neben dem Henninger Turm werden bis 2019 mehrere fünfgeschossige Stadtvillen mit 110 Wohneinheiten auf dem Areal entstehen, entworfen von verschiedenen Architekten. Hierfür hat das Isolierglas-Center von Saint-Gobain GLASSOLUTIONS am Standort Bamberg verarbeitete Schallschutzverglasungen CLIMATOP XN WS 44/47 mit Abstandhaltern Swisspacer Ultimate vorgesehen.

Die bereits fertiggestellten Glasfassaden der Großüberbauung können sich sehen lassen. Ganz offensichtlich gelingt es, in dem entstehenden Quartier um den Henninger Turm an die architektonische und städtebauliche Qualität von einst anzuknüpfen. Nicht zuletzt ist dies dem professionellen Zusammenspiel der am Bau beteiligten Unternehmen zu verdanken. |

 

KONTAKT
WICONA
Hydro Building Systems GmbH
Söflinger Straße 70
D-89077 Ulm
Tel. +49 (0)731 3984-0
Fax +49 (0)731 3984-241
info@wicona.de
www.wicona.de

 

Saint-Gobain Building Glass Europe
Krefelder Straße 195
D-52070 Aachen
Tel. +49 (0)241 40020-0
www.saint-gobain.de

 

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