Perspektiven im Metallhandwerk: Stimmungshoch bleibt

Im konstruktiven Metallbau stehen die Zeichen weiter auf Wachstum. Das ist eine der zentralen Aussagen, die in der traditionellen Pressekonferenz des Bundesverbandes Metall (BVM) während der Internationalen Handwerksmesse 2019 in München zu hören waren.

Pressekonferenz des BVM in München (v.r.): BVM-Hauptgeschäftsführer Markus Jäger, Ingo Lederer von Stegerer Metallbau, Präsident Erwin Kostyra und Richard Tauber, Geschäftsführer des Fachverbandes Metall Bayern

Insgesamt sind die Erwartungen der Metall-Branche allerdings durchwachsen. Einerseits blickt das Metallbaugewerbe weiterhin zuversichtlich auf die wirtschaftliche Entwicklung. Die im Bau- und Ausbaubereich tätigen Unternehmen profitieren nach wie vor von der guten Auftragslage in der Baubranche, sie bleibt auf Sicht der Motor für eine positive Entwicklung in diesem Segment.

Anders im Bereich der Feinwerktechnik: Hier sehen sich die Betriebe aufgrund der weltwirtschaftlichen Entwicklungen stärker unter Druck, Skepsis macht sich breit. Die Zahl der Unternehmen, die eine Verschlechterung erwarten, ist von 8,6 Prozent (2018) auf knapp 30 Prozent zu Jahresbeginn 2019 gestiegen.

Der Bundesverband Metall (BVM) teilt die Sorge. „Unsere feinwerktechnischen Betriebe sind sehr stark vom Export und der Automobilindustrie abhängig“, erklärte Verbandspräsident Erwin Kostyra. „Wir blicken mit großer Sorge auf die sinkenden Auftragseingänge bei den Automobilzulieferern und auf den nahenden Brexit.“ Insgesamt ist angesichts einer nur schwer einzuschätzenden politischen „Großwetterlage“ sowohl bei der Feinwerkmechanik als auch beim Metallbau die Bereitschaft der Unternehmen zu Investitionen rückläufig.

Von Auslastung bis Belastung

Unter der Überschrift „gemischte Aussichten“ lassen sich weitere Einschätzungen zusammenfassen, die der BVM in der Pressekonferenz zur Entwicklung der Metallbau-Branche öffentlich machte. Beispielsweise hat Richard Tauber, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Metall Bayern, in seiner Bewertung des Arbeitsmarktes im feinwerktechnischen Bereich  „eine wieder steigende Anzahl von Fachkräften“ ausgemacht.

Insgesamt ist die Auslastung im Metallhandwerk enorm hoch. Das Stimmungshoch im konstruktiven Metallbau ist weiterhin stabil. Der Umsatz stieg nach Angaben des Verbandes im vergangenen Jahr um 5,5 Prozent.

Als zusätzliche Belastung für die Metallbau-Unternehmen nannten die Fachleute steigende Kosten - vor allem auch durch die Bürokratie in Deutschland. Die Unternehmen bleiben daher gefordert, ihre Prozesse weiter zu optimieren und dabei intensiv die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen, deren Dynamik weiter zunimmt.

Jedes fünfte Metallbau-Unternehmen (22,7 Prozent) rechnet im ersten Halbjahr 2019 mit einer Verbesserung seiner wirtschaftlichen Lage. Bei den Feinwerkmechanikern sind es – trotz aller Schwierigkeiten – immer noch 14 Prozent, die sich eine Verbesserung ihrer Situation versprechen.

Digital zum Erfolg

Erstmals hatte der BVM zur Pressekonferenz einen Gast eingeladen. Ingo Lederer, Geschäftsführer der Firma Stegerer Metallbau, hatte am 13. März den Handwerkspreis der Bürgschaftsbanken gewonnen. Er beschrieb in einem Vortrag eindrucksvoll, wie er mit seinem Unternehmen konsequent und erfolgreich auf digitale Anwendungen setzt. Dabei hat er nicht nur die effiziente Fertigung im Blick: Er nutzt in seinem Unternehmen digitale Werkzeuge und macht seinen Kunden neue Angebote – mithilfe von VR-Brille oder Augmented-Reality-Technik erhalten sie eine Vorstellung, wie ihr Projekt aussehen wird.

Auch die Kommunikation bei Stegerer läuft digital über Smartphones und Tablets. Die 90 Mitarbeiter tauschen Informationen aus und nutzen 3D-Laserscanner und Drohnen für die Erstellung von Projektdaten. Kunden bekommen bei Bedarf Modelle aus dem 3D-Drucker und interaktive Projektionen mit Mixed-Reality-Brillen. Die Mitarbeiter haben ausreichend Zeit, um Innovationen zu entwickeln – 90 Prozent ihrer Vorschläge werden umgesetzt.

Der Erfolg gibt dem Metallbauer Recht: Stegerer wurde zum dritten Mal in Folge als eines der innovativsten Unternehmen in Deutschland ausgezeichnet. „Es kommt darauf an, die ohnehin im Betrieb vorhandenen Daten intelligent zu nutzen“, beschreibt Ingo Lederer die Aufgabenstellung.

In der Dikskussion: „Building Information Modeling“

Diskutiert wurde in diesem Zusammenhang auch das Thema „Building Information Modeling“ (BIM), die digital prozessoptimierte Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden. Hier wurde deutlich: Betriebe wie Stegerer Metallbau sind aus eigenem Antrieb schon so weit in den digitalen Technologien fortgeschritten, dass sie den BIM-Gedanken vor allem als unternehmensinterne Chance aufgreifen. „Prozessoptimierung ist momentan bei den Metallbetrieben ganz vorn auf der digitalen Agenda“, unterstrich der neue BVM-Hauptgeschäftsführer Markus Jäger.

Alle Konjunkturdaten der BVM-Befragung finden Sie in der nächsten Ausgabe von metall-markt.net, die am 15 April erscheint.