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                                    Schmiedetreffen 2022118Metallgestaltung03|25Lehre ganz selbstverst%u00e4ndlich %u2013 man konnte fr%u00fch Geld verdienen und sich etwas aufbauen. Doch als es uns wirtschaftlich besser ging, wurde pl%u00f6tzlich die Matura zum neuen Standard. Es hat sich in vielen K%u00f6pfen festgesetzt, dass nur ein Studium zu einem erfolgreichen Leben f%u00fchrt. Und genau jene jungen Menschen, die fr%u00fcher ins Handwerk gegangen w%u00e4ren, fehlen uns heute in den Werkst%u00e4tten.Wir m%u00fcssen endlich wieder verstehen: Eine Lehre ist kein zweitklassiger Weg %u2013 sie ist ein praxisnaher, hochwertiger Einstieg ins Berufsleben. Und um ehrlich zu sein: Viele Maturanten verdienen nach dem Studium weniger als ein gut ausgebildeter Facharbeiter. Das muss man offen ansprechen d%u00fcrfen.Was wir brauchen, ist eine breit angelegte Aufkl%u00e4rung %u2013 an Schulen, bei Eltern und in der %u00f6ffentlichen Wahrnehmung. Unser Ziel ist es, das Schmiede- und Metallgestaltungshandwerk wieder sichtbar, greifbar und attraktiv zu machen. Mit echten Perspektiven, mit Leidenschaft und mit einem klaren Zukunftsversprechen.Es gibt EU-F%u00f6rderprogramme wie Erasmus+ f%u00fcr Auszubildende. Haben Sie auf diesem Gebiet Erfahrungen gesammelt? Sehen Sie Chancen durch Vermittlung solcher Programme die Ausbildung noch attraktiver zu machen?Teofanis Polichroniadis-Fleig: Ja, Erasmus+-gef%u00f6rderte Programme werden von den Fachklassen immer wieder genutzt. Sie sind ein gutes Werkzeug, um die Attraktivit%u00e4t der Ausbildung zu steigern. Rudolf %u00d6hlinger: Ja, die HTL Steyr und die Berufsschule Wels in Ober%u00f6sterreich, an der auch unsere Schmiedelehrlinge ausgebildet werden, nutzten bereits EU-F%u00f6rderprogramme wie Erasmus+, was eine gro%u00dfartige Gelegenheit f%u00fcr unsere Auszubildenden ist. Es bietet den Lehrlingen nicht nur wertvolle internationale Erfahrungen, sondern auch einen praktischen Einblick in die handwerklichen Traditionen und Techniken anderer L%u00e4nder.Es ist eine tolle Sache, die aber nur dann erfolgreich ist, wenn alle Beteiligten %u2013 von den Ausbildungsbetrieben %u00fcber die Schulen bis hin zu den Auszubildenden selbst %u2013 mitziehen und die Chancen aktiv nutzen. Ich bin %u00fcberzeugt, dass Programme wie Erasmus+ eine hervorragende M%u00f6glichkeit bieten, die Ausbildung noch attraktiver zu machen, vor allem, wenn wir als Branche diese Angebote st%u00e4rker f%u00f6rdern und ausbauen. Es ist definitiv ein Thema, das mehr Aufmerksamkeit verdient und ausgebaut werden sollte.Die Szene der Metallgestalter ist international breit aufgestellt. Sind Sie in dieses Netzwerk eingebunden und welche M%u00f6glichkeiten sehen Sie, um die Kontakte noch zu verbessern?Teofanis Polichroniadis-Fleig: Ja, mit einem starken Netzwerk funktioniert vieles leichter. Das direkte Netzwerk funktioniert international recht gut. Das Netzwerken zwischen den Fachgruppen k%u00f6nnte ausgebaut werden, doch liegt die Schwierigkeit wohl in der Unterschiedlichkeit der Verbandsstrukturen. Rudolf %u00d6hlinger: Ja, ich bin in verschiedenen internationalen Netzwerken eingebunden, die den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Metallgestaltern und Schmieden f%u00f6rdern. F%u00fcr %u00d6sterreich habe ich eine Schmiedekarte erstellt, auf der rund 150 Betriebe verzeichnet sind %u2013 eine gute M%u00f6g-
                                
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