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Die angesehene Hofschmiede Dahlem, ein erfolgreicher Berliner Metallgestaltungsbetrieb feiert im November 35j%u00e4hriges Bestehen. F%u00fcr Kunst-Sachverst%u00e4ndige und Kunden gleicherma%u00dfen hat sich die professionelle Werkstatt unter Leitung von Torsten Theel zu einer festen Gr%u00f6%u00dfe in der Metallgestaltung entwickelt. Mit vielversprechenden Zukunftsaussichten. Die Redaktion hatte jetzt Gelegenheit, angesichts des bevorstehenden Generationenwechsels mit Torsten Theel zu sprechen.Zun%u00e4chst die Frage nach der aktuellen Auftragslage und -vergabe? Und gleich im Anschluss: Wie sch%u00e4tzen Sie die Zukunft im Schmiedehandwerk ein?Torsten Teel: Erlauben Sie eine Vorbemerkung: Die Rahmenbedingungen f%u00fcr Leute, die arbeiten wie die Hofschmiede Dahlem, sollten sich verbessern. Man k%u00f6nnte etwa die Ausbildung solch qualifizierter Berufe besser f%u00f6rdern. Die Kosten einer Ausbildung belaufen sich inzwischen auf circa 42.000 Euro. Das ist wohl der Grund, warum viele Betriebe eine Ausbildung eher als Risiko sehen.Zwischenfrage: Wie setzt sich die Belegschaft in Ihren beiden Werkst%u00e4tten zusammen?Torsten Theel: Aktuell haben wir pro Werkstatt einen Meister, einen Gesellen und zwei Auszubildende. Im September 2025 kamen zwei neue Azubis, da im Januar 2026 die beiden aktuellen Azubis fertig sein werden. Ende 2026 wird unser Betrieb (neben mir) zwei Werkstattleiter, zwei Gesellen, die gerade ihren Meister gemacht haben, zwei Junggesellen und nachfolgende Azubis auf dem Weg zum Gesellen haben. Zur%u00fcck zur Anfangsfrage: Wie gestaltet sich die Auftragslage?Torsten Theel: Wir haben viele Auftr%u00e4ge, weil die Auftraggeber von uns %u00fcberzeugt sind. Gerade weil wir der Bildhauerei zugewandt arbeiten. Unsere Arbeitsweise %u00e4hnelt der dem Kollegium Bildender K%u00fcnstler, wo als Meister R%u00fcdiger Roehl und Jan Skuin vor der Wende in Ostberlin mit individueller, kreativer Gestaltung von Unikaten t%u00e4tig waren.Aus welchen Kreisen rekrutieren sich vor allem Ihre Kunden?Torsten Theel: In der Vergangenheit lebte die Hofschmiede Dahlem sehr von %u00f6ffentlichen Auftraggebern, etwa Bezirks%u00e4mtern und Stiftungen, beispielsweise die SPSG (Stiftung Preu%u00dfischer Schl%u00f6sser und G%u00e4rten). Leider haben sich die Vergabeverfahren aus meiner Sicht gravierend ver%u00e4ndert. Mittlerweile steht mehr das Verfahren als die zu restaurierende Arbeit im Vordergrund. Ich sch%u00e4tze, 30 Prozent aller Auftr%u00e4ge sind %u00f6ffentlich. Weitere 30 Prozent kommen von privaten Auftraggebern. So unter anderem aktuell von einer jungen Familie mit holl%u00e4ndischem Hintergrund, die sich in ihrem sch%u00f6nen Berliner Jugendstilhaus einen Terrassenbau g%u00f6nnt. Und zudem erstellen wir gerade ein Angebot f%u00fcr eine andere Haus-Eigent%u00fcmergemeinschaft. Dazu kommt die eine oder andere Privatperson, die eine Neuanfertigung f%u00fcr ein Grabmal bestellt. Das ist nat%u00fcrlich immer eine sehr pers%u00f6nliche Angelegenheit. Wir machen das gerne, weil es zugleich eine gestalterische Herausforderung ist. Welche Auftraggeber haben Sie noch?Torsten Theel: 25 Prozent unserer Auftr%u00e4ge kommen von Architekten. Der oder die eine mag uns sehr. Eine Architektin meint zum Beispiel: %u201eAch Herr Theel, machen Sie mal! Sie zeichnen doch so gerne.%u201c Und provozierte somit kreative Ideen aus der Hofschmiede Dahlem f%u00fcr ein zu restaurierendes neoklassizistisches Haus in Berlin-Zehlendorf. Ein weiteres Beispiel ist die Zaunanlage f%u00fcr ein Landhaus einer hanseatischen Unternehmerfamilie in Berlin-Zehlendorf, dessen Bewohner Singv%u00f6gel mag. Also erhielt er T%u00fcrdr%u00fccker in Vogelform, sehr sch%u00f6ne Handschmeichler. Torsten Theel130 Metallgestaltung05|2535 Jahre Hofschmiede DahlemVielversprechend

