Deutscher Umweltpreis: ZINQ gewinnt

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) vergibt dieses Jahr den Deutschen Umweltpreis an das Geschäftsführungsduo Lars Baumgürtel (59) und Ingenieurin Dr. Birgitt Bendiek (58) vom Stahlverzinkungsunternehmen ZINQ aus Gelsenkirchen – „als inspirierendes Vorbild für Rohstoff- und Energieeffizienz und geprägt von Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft in einer ressourcenintensiven Branche“, so DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. Der Preis von gesamt 500.000 Euro zählt zu den höchstdotierten Umweltauszeichnungen Europas. Baumgürtel und Bendiek teilen sich die Summe mit der Schweizer Klimaforscherin Prof. Dr. Sonia I. Seneviratne (51). Der Deutsche Umweltpreis wird 2025 zum 33. Mal von der DBU vergeben.

 

Engagiert für die Umwelt: Dr. Birgitt Bendiek (58) und Lars Baumgürtel (59). Foto: Markus Große Ophoff

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Der Betrieb sei ein „großartiges Beispiel“ für Circular Economy, also umfassende Kreislaufwirtschaft, in einem produzierenden Industriebereich. „Nur so schaffen wir den Weg zur Klimaneutralität“, so Bonde. Bendiek und Baumgürtel: „In unserem Geschäftsmodell ,Planet ZINQ‘ geht es neben minimiertem Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase (THG) wie Kohlendioxid (CO2) vor allem um zirkuläre Wirtschaftsweise.“ Im Vordergrund stehe das Produkt, dessen Design „von Anfang an“ auf weniger CO2, mehr Materialgesundheit, mehr Kreislauffähigkeit und längere Lebensdauer abziele.

Patentiertes Mikrozink-Verfahren

Die DBU würdigt auch die Beharrlichkeit von Baumgürtel und Bendiek. Bonde: „Seit einem Vierteljahrhundert setzen sie ihr zirkuläres Geschäftsmodell in die Praxis um.“ Bendiek betont den Vorrang des Produkts. Ihr Plädoyer: „Es muss mit allen Umweltauswirkungen über den gesamten Lebenszyklus, inklusive der enthaltenen CO2-Emissionen sowie -Einsparungen in der Ökobilanz betrachtet werden.“ Aus dieser Strategie resultiert unter anderem ein patentiertes Mikrozink-Verfahren, das eine um 80 Prozent reduzierte hauchdünne Zink-Deckschicht für Stahlteile ermöglicht,  mit dem Ziel, die energetische und stoffliche Transformation im Unternehmen voranzubringen. Entscheidende Impulse dafür leistet zudem die Forschungs- und Entwicklungsabteilung am Standort Gelsenkirchen, das ZINQ Futurium. Baumgürtel: „Wir sind auf der Jagd nach der letzten Kalorie.“ Wärmerückgewinnung, optimierte Steuerungstechnik, seit 2012 Umstellung auf Grünstrom, spezielle Legierungen mit minimiertem Ressourceneinsatz, ein effizientes Zinkbadmanagement und andere Maßnahmen haben nicht nur den Bedarf an Energie und Zink als Rohstoff gesenkt, sondern auch die THG-Emissionen: seit 2010 ungefähr 285.000 Tonnen CO2. Bemerkenswert ist das Mikrozink-Verfahren. Eine klassische Verzinkung von Stahl weist eine Deckschicht von 80 bis 100 Mikrometer auf, kurz My. Ein My ist ein Tausendstel Millimeter. Bendiek: „Beim Mikrozink verringern wir die Deckschicht auf lediglich zehn My.“ Das Zehntel eines Haars. Und: Durch die Zink-Aluminium-Legierung des Mikrozinkbads ist ein Absenken des sonst üblichen Schmelzpunkts von 450 auf 420 Grad möglich. Das spart viel Energie.

Milliardenschaden durch Rost

Die gesamte Verzinkungs-Branche ist unentbehrlich. Ohne Gegenstände und Bauwerke aus Stahl würde der Alltag schlicht nicht funktionieren: Bleche, Brücken, Balkone, Nägel, Schrauben, Schubkarren, Container, Geländer, Maschinen-, Fahrzeug- und Hallenbau, Windenergie- und Solaranlagen, Dachrinnen und Leitplanken – Stahl findet sich überall. Der Haken: Ohne Oberflächenbeschichtung würde Stahl durch Kontakt mit Sauerstoff sofort rosten. Die Firma verzinkt  nach eigenen Angaben ungefähr 200.000 Tonnen Stahl. 

130 Betriebe in Deutschland

Neben ZINQ gibt es in Deutschland noch rund 130 andere Verzinkereien. Die Ursprünge des inhabergeführten Stahlverzinkungsbetriebs reichen in das Jahr 1889 zurück, auch damals schon in Gelsenkirchen.

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