Wirtschaftsprognose 2023 und 2024: Fenstermarkt minus 7,8 Prozent, Außentürenmarkt minus 6,2 Prozent

Der Fenstermarkt in Deutschland wird voraussichtlich 2023 deutlich um 7,8 Prozent und 2024 nochmals um weitere 2,4 Prozent spürbar zurückgehen. Der Absatz in Fenstereinheiten (FE = 1,3 mal 1,3 Meter) geht somit von 15,52 Millionen FE im Jahr 2022 auf 13,98 Millionen FE im Jahr 2024 zurück. Die Prognose berücksichtigt, aufbauend auf dem bisherigen Erhebungsmodell, die derzeitigen Auswirkungen der aktuellen Genehmigungszahlen, das deutlich gestiegene Zinsniveau sowie die Inflation und gestiegene Baupreise. Die Verunsicherung der Bauherren und Investoren im Zuge der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes, auch vereinfacht „Heizungsgesetz“, führt 2023 zu Marktrückgängen. Angekündigte Konjunkturprogramme der Bundesregierung auch im Rahmen verbesserter Förderanreize können den Markt 2024 im Bereich der Sanierung stützen.

 

Im Außentürenmarkt wird 2023 ebenfalls ein Rückgang von 6,2 Prozent erwartet, der 2024 sich aber dann auf eine Marktstabilisierung von einem Minus von 0,9 Prozent reduziert. Sowohl im Fenster- als auch im Außentürenmarkt wird es bei schwieriger Marktlage 2023 und 2024 allerdings deutliche Verschiebungen der Marktanteile vom Neubau zur Sanierung geben. Auch sollten bedingt durch unterschiedliche Auftragsüberhänge im Bestand aus dem Vorjahr 2022 die Marktentwicklung der Jahre 2023 und 2024 gesamthaft betrachtet werden, so dass bei einigen Firmen sich der deutliche Marktrückgang gegebenenfalls erst 2024 zeigen wird.

 

Im Überblick: die aktuellen Fenstermarktzahlen, Stand Oktober 2022. (Grafik: Heinze/VFF)

Im Rahmen der Fachtagung „Statistik und Markt“ des VFF in Frankfurt wurden am 19. Oktober 2023 die Prognosen für die Fenster- und Außentürenmarktzahlen für 2023 und 2024 von Jörg Flasdieck von der Heinze Marktforschung GmbH vorgestellt. Gemeinsam mit der Heinze Marktforschung GmbH werden die Daten erhoben von den Branchenverbänden Fenster + Fassade (VFF), Bundesverband Flachglas (BF), pro-K sowie Fachverband Schloss- und Beschlagindustrie (FVSB).

Fenstersanierung rückläufig

Die aktuellen Daten zeigen im Wohnungsbau, dass die Fenstersanierung 2023 um 1,5 Prozent zurückgeht (entgegen der bisherigen Erwartung eines Wachstums von 0,8 Prozent) und 2024 wieder um 1,7 Prozent zunehmen wird auf dann 7,19 Millionen FE. Trotz eines nach wie vor hohen Überhangs an Baugenehmigungen für Wohnneubauten beträgt der Rückgang 2023 im gesamten Neubaubereich deutlich 17,9 Prozent und wird dann 2024 voraussichtlich um weitere 10,3 Prozent auf dann nur noch 4,47 Millionen FE zurückgehen. Somit ergibt sich besonders im Neubau, kumuliert über die drei Jahre 2022 bis 2024, ein Marktrückgang von 28,2 Prozent, der im Wohnbau mit minus 34,1 Prozent noch deutlicher sichtbar wird. Im Bereich der Sanierung wird sich der Markt im Betrachtungszeitraum der drei Jahre 2022 bis 2024 stabilisieren mit der Erwartung eines Marktwachstums in 2024. Insgesamt beträgt die Marktveränderung hier über die drei Jahre ein leichtes Minus von 1,9 Prozent auf 9,51 Millionen FE im Jahr 2024.

Außentürenmarkt gibt leicht nach

Die Entwicklungen im Außentürenmarkt sind vergleichbar. Wie im Fensterbereich kann der starke Rückgang im Neubau 2023 in Höhe von 18,5 Prozent nicht durch den Sanierungsmarkt aufgefangen werden. Dieser geht 2023 ebenfalls leicht um 1,3 Prozent zurück. In Summe wird im Außentürenmarkt 2023 mit einem Rückgang um 6,2 Prozent auf 1.273.000 Stück gerechnet. Für 2024 wird der Sanierungsmarkt jedoch wieder anziehen. Es wird ein Wachstum in der Sanierung von 1,8 Prozent erwartet, während der Neubau auch 2024 noch deutlich um 9,0 Prozent auf 286.000 Stück nachgeben wird. Insgesamt wird daher der Türenmarkt 2024 leicht um 0,9 Prozent auf 1.262.000 Stück nachgeben. Somit ergibt sich besonders im Neubau, kumuliert über die drei Jahre 2022 bis 2024, ein Marktrückgang von 32,3 Prozent, der im Wohnbau mit minus 36,2 Prozent noch deutlicher sichtbar wird. Im Sanierungsmarkt insgesamt dagegen beträgt die Marktveränderung über die drei Jahre 2022 bis 2024 kumuliert nur ein leichtes Minus von 1,1 Prozent auf 975.000 Stück.

Unternehmen stellen Entscheidungen zurück

Die hohe Verunsicherung infolge der Diskussion nach möglichen Sanierungspflichten im Zuge der GEG-Novelle (Heizungsgesetz), aber auch die Frage, ob und in welcher Höhe zukünftig Förderungen in der energetischen Sanierung möglich sein werden, lassen mögliche Investoren derzeit Ihre Entscheidungen zurückstellen. Die gesamte Konjunktur im Baubereich hat sich in der zweiten Jahreshälfte 2023 weiter deutlich eingetrübt. Der ifo-Geschäftsklimaindikator ist auf den niedrigsten Wert seit Januar 2009 gefallen. Die Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Geschäftslage nochmals schlechter. Der Ausblick auf die kommenden Monate bleibt äußerst pessimistisch: Zinsschock, Preisexplosionen und Verunsicherung potenzieller Investoren in ordnungspolitischen und förderrechtlichen Fragen haben den Neubaumarkt einbrechen lassen. Auch die Bereitschaft, energetisch zu sanieren, ist aktuell nur eingeschränkt gegeben, da insbesondere die Erwartung auf höhere Förderung von 30 Prozent über das BEG bei der Einzelmaßnahmensanierung aktuell Entscheidungen nach 2024 verschoben werden. Dieser baukonjunkturelle Einbruch ist angesichts des enormen Bedarfs auch an bezahlbaren Wohnungen und der Herausforderung nach energetischer Sanierung zum Erreichen eines klimaneutralen Gebäudebestands wahrscheinlich zeitlich begrenzt auf die Jahre 2023 und 2024. Der Aktionsplan der Regierung auch in steuerlichen und fördertechnischen Maßnahmen, aber auch Fragen nach Vereinfachungsprozessen im Bereich der Durchführung und Genehmigungen können den Marktrückgang abfedern. Es bleibt also abzuwarten, wie schnell etwaige Marktimpulse, bedingt durch das jüngst im September vorgestellte 14-Punkte-Konjunkturprogramm der Regierung, in steuerlichen Anreizen aber auch der Neufassung der Förderrichtlinie zum 1. Januar 2024 im Rahmen des BEG greifen werden.

Alle Detailanalysen in Kürze

Der aktuelle Fenster- und Außentürenmarktbericht mit allen Detailanalysen und Auswertungen wird Ende Oktober 2023 erscheinen. Eine abschließende Einschätzung zum Markt 2023 und eine angepasste Prognose für die Marktentwicklung in 2024 wird in dieser konjunkturell schwierigen Lage der Bauwirtschaft insgesamt mit Einflussfaktoren der Zinsentwicklung, der Preisentwicklung, aber auch ordnungs- und förderrechtlicher Maßnahmen des Staates in der nächsten VFF-Fachtagung „Statistik und Markt“ am 29. April 2024 präsentiert.